Gärten der Welt

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Berlin-Marzahn: Gärten der Welt

Blühende Oase im Großstadtdschungel

Im Ostberliner Stadtteil Marzahn liegen die Gärten der Welt, wo auf großer Fläche Heimisches neben Exotischem gedeiht. Aus allen Teilen der Erde zeigt die traumhafte Parkanlage Gartenkunst zwischen Gestern und Heute.

Auf ihrem Weg in den Osten der Stadt braucht die Berliner U-Bahn-Linie 5 gerade mal eine gute halbe Stunde vom Hauptbahnhof bis zur Haltestelle Kienberg. „Gleich nebenan“ macht sich dort ein anderes öffentliches Verkehrsmittel auf den Weg, seine Fahrgäste auf besondere Weise in eine der schönsten Parkanlagen der Hauptstadt zu befördern. Der 1,5 Kilometer lange Weg mag das Ziel sein, wenn man in der Hellersdorfer Straße die Seilbahn nimmt und aus luftigen Höhen dem Haupteingang der Gärten der Welt entgegenschwebt: über den hundert Meter hohen Gipfel des Kienbergs, dem Zentrum des angrenzenden Kienbergparks, und auf Wunsch auch mit Zwischenstopp am Wolkenhain – einem Aussichtsbauwerk, das wie eine Wolke über den Baumkronen treibt.

Schon nach fünf Minuten erreichen die Seilbahnkabinen ihre Endstation und eine abenteuerliche Reise um den Erdball kann beginnen. Natur- und Kulturerleben stehen im Fokus des Parks, der zum Erholen und Entdecken einlädt und dabei auch die jüngsten Gäste nicht vergisst. Es ist ein hügeliges Gelände, überzogen von Wiesen, beschattet von Bäumen, aufgepeppt vom sinnlichen Farbenrausch üppiger Blumenbeete und gespickt mit Kunstwerken. Wege zerschneiden den grünen Teppich und folgen dem Auf und Ab der Landschaft, rücken mit jedem Meter neue Ansichten und Perspektiven in den Blick, bringen die Besucher von einer botanischen Attraktion zur nächsten, ebenso wie die Gärtner, die ihr Arbeitsgerät auf Fahrrädern mit Anhängern chauffieren. Überall im Park gibt es mit Bänken und Liegestühlen Gelegenheit zum Pausieren in der Stille der Natur. Das Lärmen des Autoverkehrs löst sich auf im Rauschen des Windes, im Rascheln der Blätter. Und dennoch: Die Großstadt bleibt gegenwärtig, sehen die Besucher doch je nach Standort, wie die Hochhäuser der Nachbarschaft ihre oberen Stockwerke über die Anlage recken.

44 Hektar misst dieses Idyll im Ostberliner Stadtteil Marzahn, über Jahre peu à peu gewachsen, weiterentwickelt und zu dem geworden, was es heute ist. Dabei schlug die Geburtsstunde der Gärten der Welt bereits im Jahr 1987. Damals öffnete pünktlich zur 750-Jahr-Feier der Stadt die „Berliner Gartenschau“ ihre Tore, für die auf einer ehemals landwirtschaftlich genutzten Fläche ein Park gebaut worden war. Mit dem Mauerfall gingen dann die Besucherzahlen spürbar zurück, und erst 1994 – das Jahr, in dem die Anlage den neuen Namen „Erholungspark Marzahn“ erhielt – bekam diese durch die zwischen Berlin und Peking geschlossene Städtepartnerschaft und den geplanten Bau eines chinesischen Gartens neuen Aufwind. „Dieser Garten sollte kein pittoreskes Schauobjekt werden, keine Nachbildung, sondern eine Neuschöpfung, deren Form und Gestalt dem entspricht, was Chinas Jahrtausende alte Gartenkunst hervorgebracht hat“, erklärt Beate Reuber, Parkbotschafterin und einstige Parkleiterin der Gärten der Welt. Und in diesem Sinne entstand in einer chinesisch-deutschen Zusammenarbeit von 1997 bis 2000 der „Garten des wiedergewonnenen Mondes“ – eine fremde Welt mit einem riesigen See, auf dem Teichrosen schwimmen, mit den löchrig-bizarren Taihu-Steinen, den landestypischen Architekturen, Brücken und symbolträchtigen Bepflanzungen. Als erstes Kapitel einer Erfolgsstory, zu der 2017 auch die Internationale Gartenausstellung IGA Berlin ihren Beitrag leistete, für die der Park erneut erweitert und mit Neuheiten wie der Seilbahn bereichert wurde.

Wer heute die Gärten der Welt besucht, wird kein Problem damit haben, einen ganzen Tag mit aufregenden Entdeckungen zu füllen. Elf authentisch bepflanzte und gestaltete Themengärten, die traditionelle und zeitgenössische Landschaftsarchitekturen vereinen, verteilen sich in der Parkanlage: der Chinesische, Japanische, Koreanische und unter Glas befindliche Balinesische Garten, der Orientalisch-Islamische, Christliche und 2021 zuletzt hinzugekommene Jüdische Garten, das Steinlabyrinth neben dem Irrgarten, in dem einem Hecken aus 1225 Eiben die Orientierung rauben, der Karl-Foerster-Staudengarten, der Englische Garten und der Italienische Renaissancegarten. Rosengarten, Rhododendronhain und Wassergärten komplettieren das Gesamtbild. Nicht zu vergessen die Gartensituationen und das Ensemble der neun internationalen Gartenkabinette, bei denen renommierte Landschaftsarchitekten etwa aus Australien, Südafrika, Amerika hinter Wänden aus Laub Gärten inszenierten. Als wahren Dialog der Kulturen.

„In allen Ländern der Welt gibt es die unterschiedlichsten Gärten, bedingt durch verschiedene religiöse und kulturelle Einflüsse, ästhetische Konventionen, soziale Traditionen und nicht zuletzt auch wirtschaftliche Entwicklungen“, erklärt Reuber. Eines sei jedoch allen Gärten gemein. „Der Garten ist stets Idealraum des Menschen. Er ist, über alle Kulturgrenzen hinweg, immer ein Ort der Harmonie, der Zuflucht, der Ruhe und des Nachdenkens.“

Das werden die Besucher des Marzahner Parks ähnlich empfinden, wenn sie ihren persönlichen Lieblingsgarten für sich entdecken. Wenn sie hinter dem schmucken Holzzaun des Englischen Gartens bei einer Tasse Earl Grey, eingelullt von einer duftenden Staudenpracht, auf der Cottageterrasse sitzen oder durch den Geheimen Garten im unteren Teil des Italienischen Renaissancegartens schlendern und die bronzene Nacktheit eines römischen Jünglings bewundern. Wenn sie im Christlichen Garten inmitten eines kreuzganggleichen, licht- und luftdurchlässigen Gebildes aus goldenen Buchstaben versuchen, die Texte aus Bibel, Philosophie und Kultur zu entschlüsseln, die einen „Raum der Sprache“ formen. Und nicht zuletzt wenn sie hinter dem Saal der Empfänge, dem von einer Glaskuppel überwölbten Entree des Orientalisch-Islamischen Gartens, dessen viergeteilten Gartenhof betreten. Wo zwischen fliesengeschmückten Mauern und designt in vollendeter Symmetrie ein Reich aus 1001 Nacht erwacht – mit sprudelnden Fontänen in kreuzförmig angeordneten Wasserbecken, mit Beeten, in denen Palmen, Mispeln wie Magnolien wachsen und Quitten neben Pfirsichen zwischen dichtem Blattwerk reifen.

Text und Fotos: Sabine Mattern

Weitere Informationen

Gärten der Welt
Infos zu Öffnungszeiten, Eintrittspreisen, Anreise (Parken, ÖPNV), Seilbahn: www.gaertenderwelt.de

Essen und Trinken
Die Gärten der Welt bieten neben italienischem Restaurant und chinesischem Teehaus diverse Möglichkeiten zur Verpflegung.

Seilbahn
Bei viel Wind wird der Seilbahnbetrieb eingestellt. Wer an der Station „Kienbergpark“ geparkt und die Seilbahn in die Gärten genommen hat, kommt in einem solchen Fall zu Fuß (1,5 km) zurück zu seinem Auto (vom Süd-Eingang der Gärten auf dem Gottfried-Funeck-Weg am Fuß des Kienbergs geradeaus Richtung Seilbahnstation). Alternativ per ÖPNV, z.B. ab Blumberger Damm/Gärten der Welt mit Bus X69 bis Elsterwerdaer Platz, weiter mit U5 bis U-Bahnstation Kienberg/Gärten der Welt (www.bvg.de).

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