Radtouren - auf den Spuren der Mauer
Ein spannendes Radler-Handbuch für alle, die sich auf Spurensuche nach der jüngeren Vergangenheit der Hauptstadt begeben wollen, ist der „Berliner Mauer-Radweg“ von Michael Cramer (erschienen im Esterbauer Verlag). „Wo stand eigentlich die Mauer?“ ist heute das Thema, das Berlin-Besucher am meisten interessiert.
Knapp 20 Jahre nach dem Fall des von der DDR-Führung gern als „antifaschistischer Schutzwall“ bezeichneten grauen Monstrums aus Beton, Stein und Stacheldraht, das so viel Leid über Ost- wie West-Berliner brachte und einst zum Pflichtprogramm für jeden Berlin-Touristen gehörte, sind dessen letzte Überreste fast verschwunden.
Das Interesse hingegen, sich die alten Grenzen West-Berlins noch einmal zu vergegenwärtigen, ist – vielleicht gerade deshalb – groß. Cramers Buch stellt 19 Touren entlang des ehemaligen Mauerstreifens vor: kurze Wege für Eilige sind darunter wie die Strecke vom Potsdamer Platz über Kreuzberg und Oberbaumbrücke zur Warschauer Straße (7 Kilometer), aber auch lange Strecken
beispielsweise von Staaken nach Hennigsdorf (ca. 20 Kilometer). Das Büchlein liefert aufschlussreiche Beschreibungen der interessantesten Orte und Gebäude entlang der insgesamt 192,5 Kilometer langen Strecke – dabei findet die durch den gleichnamigen Roman und Kinofilm von Thomas Brussig und Leander Haußmann berühmt gewordene Sonnenallee im Bezirk Neukölln besondere Beachtung.
Geführte Radtouren auf Deutsch und Englisch
Mittlerweile gibt es in Berlin auch verschiedene Veranstalter für geführte Radtouren,
die unter anderem auf Englisch, Spanisch und Niederländisch angeboten werden. Sie erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. „Wir haben so viele Dinge neu entdeckt, die wir vom Bus aus gar nicht sehen konnten...“, lautet der begeisterte Kommentar eines Teilnehmers.
Tatsächlich dringt kein großer Sightseeing-Bus bis in das alte jüdische Viertel in der Spandauer Vorstadt zwischen Oranienburger Tor und Alexanderplatz vor. Gerade in den kleinen Seitenstraßen gibt es Vieles zu entdecken: Ein alter jüdischer Friedhof hier, ein historisches Gebäude dort, und auf der anderen Straßenseite eine der zahlreichen kleinen Galerien. Und: Beim Radeln bestimmt man das Tempo selbst, Anhalten und Schauen sind jederzeit möglich.
Die fahrradstation (www.fahrradstation.de), Berlin on Bike (www.berlinonbike.de) und Zweitradtouren (www.zweitradtouren.de) haben sich als Anbieter geführter Entdeckungstouren auf den Bezirk Mitte spezialisiert.
Die Straße Unter den Linden, jüdisches Viertel, Hackesche Höfe stehen hier auf dem Exkursionsprogramm. Doch natürlich fehlen auch andere reizvolle Kieztouren nicht: Zweitradtouren bietet so beispielsweise
Sightseeing im bunten Szenebezirk Prenzlauer Berg oder Rad-Ausflüge in die Welt
der Politiker und Diplomaten im Regierungsviertel an.
Zwar stehen beim ADFC Berlin (www.adfc-berlin.de) auch Mauer-Erkundungen auf
dem Programm. Der Verein hat sich jedoch – neben der Interessenvertretung und
allgemeinen Beratung für Radler – vor allem auf Touren spezialisiert, die sich abseits der bekannten Touristenpfade und auch über Berlins Stadtgrenzen hinaus bewegen.
So kann man zum Beispiel von Biesdorf-Süd nach Karlshorst radeln oder sich auf
Entdeckungstour durch den alten Stadtteil Friedrichshain begeben. Gemeinsam mit der S-Bahn bringt der Verein jährlich die Broschüre „Rad & Touren“ heraus. Sie ist
unter anderem beim ADFC oder der S-Bahn erhältlich und kann auf der Internetseite des ADFC kostenfrei heruntergeladen werden. Mehrere hundert geführte Radtouren – quer durch Berlin, nach Brandenburg und noch viel weiter – werden darin beschrieben.
Ausgangspunkt sind jeweils S-Bahnhöfe im Berliner Stadtgebiet.
Fahrräder können in den öffentlichen Verkehrsmitteln mitgenommen werden, wenn
man für das Fahrrad eine Fahrkarte zum Ermäßigungstarif gelöst hat.
Genaue Termine, Beschreibungen der Touren, sowie Bezugsmöglichkeiten des
Fahrradstadtplans finden sich auf der ADFC-Homepage www.adfc-berlin.de/touren.
Nachts auf Pedalen
Die ganz besondere Atmosphäre, die Berlin bei Nacht bietet, kann man auf einer
Radtour mit Berlin on Bike (www.berlinonbike.de) erleben. Das „Nightseeing“ führt
durch eine Stadt, die nie schläft, vorbei an illuminierten Gebäuden, stillen Gewässern und quirligen Szenetreffs. Die Tour startet von Mai bis September mehrmals wöchentlich um 20 Uhr in der Kulturbrauerei / Prenzlauer Berg.
An englischsprachige Gäste richten sich die Fat Tire Bike Tours Berlin
(www.fattirebiketoursberlin.com). Täglich wird hier eine vier- bis fünfstündige Ausfahrt zu den touristischen Highlights angeboten, unter anderem führt die Strecke an der Topographie des Terrors vorbei zum Checkpoint Charlie, dem Denkmal für die ermordeten Juden Europas sowie zum Brandenburger Tor und dem Reichstag.
Ein besonderes Mauer-Sightseeing darf bei Fat Tire Bike Tours ebenso wenig fehlen – die „Berlin Wall & Cold War Bike Tour“ findet von Mai bis September drei Mal wöchentlich statt: Währenddessen gibt’s spezielle Informationen zum Leben in der
geteilten Stadt, zur Luftbrücke und zum Mauerfall.
Das Besondere an den Ausfahrten sind die Fahrräder. Die Teilnehmer entdecken die Stadt vom breiten, bequemen Sattel eines City Cruiser Bikes, das mit breiten Reifen, weit ausgeformten Lenkern, komfortabler Drei-Gang-Schaltung und verlässlichen V-Brakes ein hohes Komfort-Niveau bietet.