Hungerjahre

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Hunger und Hugenotten

Kurz nach der Einführung des Protestantismus in Berlin: drei Pestepidemien warfen die Stadt zurück.

In den Pestjahren 1576, 1598 und 1611 starben annähernd neuntausend Menschen. Und auch der Dreißigjährige Krieg forderte Verluste. Brandenburg, das Besitzungen in ganz Europa hatte, wurde in den Krieg hineingezogen. Neutralität konnte nicht gewahrt werden, zudem nahm der Kurfürst eine schwankende Haltung ein, tendierte mal mehr zur katholischen, mal mehr zur protestantischen Seite.

Das bedeutete geradezu eine Aufforderung für fremde Truppen, in das Land einzumarschieren.

Wallenstein besetzte Berlin zweimal (1628 und 1630), Gustav II. Adolf, der schwedische König, folgte ein Jahr später mit seinen Truppen. Für Lebensmittel und Unterhalt hatte die Bevölkerung aufzukommen – „Der Krieg ernährt den Krieg“, nannte man das damals -, Kontributionen in Form von Geld mussten gezahlt werden, allein an die Schweden dreimal.

Die Pest, die Pocken und die Ruhr brachen in Epidemien zusätzlich über die Stadt hinein, Zwangseinquartierungen, das Verschleppen von Viehherden und das Abbrennen der Vorstädte waren zusätzliche Katastrophen, die die Menschen trafen.

Kriegsfolgen

Die Folgen des Krieges waren fürchterlich: Die Stadt hatte danach nur noch halb soviel Einwohner wie vorher und erholte sich nur sehr, sehr langsam von seinen Folgen.

Der damalige Herrscher Friedrich Wilhelm, der ab 1675 „Der Große Kurfürst“ genannt wurde, spielte mit dem Gedanken, Berlin ganz aufzugeben und eine neue Residenz in Magdeburg aufzubauen. Er entschloss sich zu bleiben und verhalf der zerstörten Stadt zum Neuanfang.

Zunächst ließ er Festungsbauten errichten. Bürger und Bauern wurden dazu zwangsverpflichtet. Als man 1683 fertig war, war ein 80 Meter breites Festungswerk entstanden. Acht Meter hoch der Hauptwall, durch sechs Tore konnte man in die Stadt gelangen.

Um die Bevölkerung zu vergrößern und vor allem um technisches Know How nach Brandenburg zu holen, förderte Friedrich Wilhelm die Einwanderung in das brachliegende und dahinsiechende Land.

Hugenotten

Sechstausend Hugenotten, französische Calvinisten, die von Ludwig XlV. in Frankreich nach der Aufhebung des Toleranzediktes von Nantes nicht mehr geduldet wurden, kamen nach Berlin.

Steuererleichterungen und andere Begünstigungen halfen bei den Startschwierigkeiten. Jeder vierte Einwohner Berlins war nun ein Flüchtling und Ausländer.

Es folgten weitere Protestanten aus Böhmen, Holland, Schlesien. Berlin wurde zum Magneten für diese Glaubensrichtung. Der Handel nahm Aufschwung, Manufakturen wurden gegründet, die Hugenotten besetzten bald hohe Positionen in der Verwaltung.

Zunächst siedelten die französischen Glaubensflüchtlinge abseits der deutschen Nachbarn, vor allem in der neu gegründeten Dorotheen- und in der Friedrichstadt, hatten eigene Verwaltungen, Kirchen und Gymnasien.

Auch heute ist der Beitrag, den die Zuwanderer für den Aufschwung von Wirtschaft und Kultur in Preußen leisteten, unübersehbar.

Menschen mit hugenottischen Vorfahren, wie die Schriftsteller de la Motte-Fouqué und Fontane, die Architekten de Bodt, Boumann und Gilly, der Maler Pesne und der Grafiker Chodowiecki, der Bildhauer Begas, der Naturwissenschaftler Du Bois-Reymond und viele andere, ohne die unsere Kulturlandschaft zweifellos ärmer wäre.

In der Sprache haben die Zuwanderer ihre Spuren hinterlassen, sei es, dass man in Berlin von der „Boulette" spricht, oder von „blümerant". „Bleu mourant“ (sterbendes Blau) sind die französischen Ursprungswurzeln. Friedrich der Große liebt diese blassblaue Farbe des Porzellans. Im Berlinerischen wurde daraus die Beschreibung einer allgemeinen Schwäche. „Ich fühle mich heute ganz blümerant“ ist ein viel benutztes Idiom noch heute.

1712 zählte Berlin 61.000 Einwohner. Immer mehr Menschen strömten in die Stadt.

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