Berlin unterm Hakenkreuz
Für zwölf Jahre sollten geistig, politisch und kulturell die Lichter nicht nur in Berlin ausgehen. Die Welt veränderte sich durch die Herrschaft der Nationalsozialisten und den von ihnen angezettelten Zweiten Weltkrieg vollständig.
Einen Monat nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler brannte der Reichstag. Für die Nazis willkommene Gelegenheit, per Gesetz alle Grundrechte außer Kraft zu setzen. Terror setzte ein, die Nationalsozialisten verhafteten reihenweise ihre politischen Gegner.
Hören Sie hier die Rede zum Ermächtigungsgesetz
Unter massivem Druck fanden im März Reichstagswahlen statt, die schon nicht mehr frei zu nennen waren. Trotzdem errangen die Nazis weder im Reich noch in Berlin die Mehrheit. Durch das Ermächtigungsgesetz vom 23. März 1933 schalteten sich die übrig gebliebenen Parteien selbst aus; die KPD-Stimmen wurden für ungültig erklärt, die SPD stimmte dagegen, Abgeordnete waren verhaftet worden oder untergetaucht.
Um auch in Berlin Herr der Lage zu werden, wurde die städtische Selbstverwaltung ausgeschaltet und ein Staatskommissar für Berlin eingesetzt, der dem Führerprinzip unterworfen war.
Goebbels, Gauleiter von Berlin, hatte alle Fäden in der Hand. Die Presse wurde gleichgeschaltet, alle Oppositionsparteien aufgelöst, Gegner verfolgt, verschleppt, gefoltert oder erschossen.
Die Nationalsozialisten hassten die Stadt, wollten ihr aber andererseits den braunen Nazi-Stempel aufdrücken und sie zu ihrer Hauptstadt ausbauen. Pompöse Baupläne entstanden für eine groß, deutsche Hauptstadt. Eine riesige Ost-West-Achse sollte geschaffen werden, ein mächtiger Triumphbogen die Siege des Nationalsozialismus beweihräuchern, eine „große Halle“ sollte rund 150.000 Menschen Platz geben und fast dreihundert Meter hoch werden.
Als eigentliche Hauptstadt allerdings war Linz an der Donau vorgesehen. Von Beginn der Nazibewegung an war den Nazis Berlin nicht geheuer gewesen.
Judenverfolgung
Doch das Schlimmste stand den Berlinerinnen und Berlinern noch bevor. Anfang 1933 sah für viele Menschen Hitlers Regime wie ein Spuk aus, „der auch sehr schnell wieder verschwinden werde“.
Tatsächlich hat ja kaum jemand gegen Bücherverbrennungen und die Verfolgung der Juden in Berlin und anderswo protestiert.
Schon 1933 aber verlor Berlin durch das Verbot und die Emigration der bedeutendsten deutschen Künstler, Schriftsteller und Wissenschaftler seinen Rang als Weltmetropole. Schon am 4. November 1933 werden 117 jüdische Dozenten und Professoren von Berliner Hochschulen entlassen.
Olympische Spiele
Die so freudig und angeblich fröhlichen Olympischen Spiele 1936 sollten der Imageaufbesserung des Reiches dienen. Doch schon ein Jahr zuvor waren die Juden durch die sogenannten „Nürnberger Rassegesetze" schlechter als ihre Mitbürger gestellt worden. Der Weg in die Barbarei hatte begonnen.
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Unauffällig, aber stark blühte hingegen die Berliner Industrie. Sie wurde seit 1936 konsequent auf Kriegswirtschaft ausgerichtet. Hermann Göring war für den „Vier-Jahresplan“ im gesamten Reich zuständig. In dieser Vorkriegszeit entstand in Berlin beispielsweise die Nord-Süd-U-Bahn.
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Progromnacht
1938, in der Nacht vom 9. auf den 10. November klirrten die Scheiben, Wohnungen wurden verwüstet, Synagogen angesteckt und gebrandschatzt, Juden in Konzentrationslager verschleppt. Der Anfang vom Ende der jüdischen Bürger hatte begonnen.
Eine „Zentralstelle für jüdische Auswanderungen“ organisierte die Abschiebung der Juden ins Ausland, unter Zurücklassung allen Hab und Gutes.
Zweiter Weltkrieg
Mit dem 1. September 1939, als Hitler den Überfall auf Polen erklärte, begann der Zweite Weltkrieg, an dessen Ende die Stadt viergeteilt war, und die Welt in zwei Hälften zerfiel, deren Grenze mitten durch diese Stadt verlaufen sollte.
Nicht übermäßig viele Berliner, nur etwa 200, waren vor der Krolloper versammelt, als Hitler erklärte: „Ab 5 Uhr 45 wird jetzt zurückgeschossen.“
Noch konnten sich die Berliner keine Vorstellungen davon machen, was dieser Krieg für sie bedeutete. Relativ sicher lebte man in der Reichshauptstadt, und man war verhältnismäßig gut versorgt. Zwar waren Lebensmittel rationiert, doch das eine oder andere bekam man aus den besetzten Gebieten geschickt… Die ersten Bombenangriffe waren makabre Publikumsbelustigung, die Berliner unternahmen Spaziergänge zu den ersten Bombenkratern.
Doch die Zeit der Ausflüge und Sonntagsbelustigungen sollte bald vorbei sein. Spätestens die ersten Flächenbombardements im Jahre 1943 machten die Luftschutzkeller, Bunker und U-Bahnschächte zu den wichtigsten Aufenthalts- und Überlebensorten der Berliner.
Zudem wurden massenweise Berliner aufs Land und in sichere, zum Teil besetzte Gebiete evakuiert.
Bis Anfang 1943 hatten schon etwa 700.000 Einwohner die Stadt verlassen, bis Oktober verließen noch einmal 820.000 Menschen die Reichshauptstadt.
Endlösung der Judenfrage
Eine andere „Evakuierung“ ging stiller und unheimlicher und viel, viel grausamer vor sich. Die rund 78.000 Juden, die noch in der Stadt lebten und seit 1941 einen gelben Stern tragen mussten, wurden deportiert, ermordet und vergast. Das hatte man 1942 in einer stilvoll gestalteten Villa mit Wassergrundstück in der Zehlendorfer Straße „Am Großen Wannsee“ beschlossen.
1943 meldeten die Zeitungen, „Berlin sei endlich judenrein“. Von rund 172.000 Juden, die Anfang 1933 in Berlin lebten, waren 1946 lediglich 7.247 Menschen übrig geblieben.
Widerstand
Widerstand gegen Hitler regte sich zwar, doch erfolgreich waren die Gruppen aus allen gesellschaftlichen und politischen Bereichen nicht. Nach und nach spürte die Geheime Staatspolizei (Gestapo) die Widerstandsgruppen auf, verhaftete ihre Mitglieder und richtete sie, meistens in Plötzensee mit dem Fallbeil, hin.
Nach dem misslungenen Attentat auf Hitler durch Oberst Graf Schenk von Stauffenberg am 20. Juli 1944 im ostpreußischen Hauptquartier Wolfsschanze, folgten weitere Verhaftungen, schlimme Prozesse vor Roland Freislers „Volksgerichtshof“, Folterungen und Hinrichtungen, die vor allem die konservativen Kreise des preußischen Adels, bestehend aus hohen Offizieren und Beamten, betrafen.
Hören Sie hier das Urteil des „Volksgerichtshofes" über die Hitlerattentäter.
Der Krieg war verloren, Berlin im April 1945 eingekesselt, das „Tausendjährige Reich“ wie die Reichshauptstadt lagen in Schutt und Asche.
Am 2. Mai 1945 schwiegen die Waffen. Die Sowjetarmee hatte die Stadt besetzt.
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