Ein dicker Brocken: „Berlin in Bildern"
von Frank Tetzel
Es ist derzeit in allen guten Buchhandlungen Berlins zu sehen. Ein dickes Buch aus dem Taschen Verlag. „Berlin in Bildern" – 150 Jahre Berliner Geschichte zwischen zwei Buchdeckel gebracht.
Mehr als vier Kilo Buch muss der geneigte Leser aus seiner Lieblingsbuchhandlung nach Hause schleppen.
Aber vorweg gesagt: Der Gang lohnt sich. „Berlin in Bildern" ist in ein gutes Porträt Berlins. Die Bilderreise, die die Herausgeber dem Leser anbieten, ist spektakulär. Sind doch die letzten 150 Jahre, die in diesem fast siebenhundert Seiten umfassenden Band dokumentiert sind, nicht nur Berliner, sondern auch deutsche Geschichte.
Die „sociale Frage" Mitte des 19. Jahrhunderts, das deutsche Kaiserreich bis 1918, die Weimarer Republik mit Inflation und den Goldenen Zwanzigern bis zur Machtergreifung der Braunen Horden sind ebenso erfasst wie das Dritte Reich, die geteilte Stadt und die Öffnung der Mauer sowie die sich daraus ergebende neue Metamorphose Berlins.
Vielleicht sind diese Wirren der letzten 150 Jahre Staats- und Stadtgeschichte der Grund, warum die deutsche Hauptstadt eines der großen Kraft- und Kulturzentren Europas ist.
Berlin wie es einmal war
Das Buch ist nach Verlagsaussage die umfangreichste Foto-Studie über Berlin, die jemals veröffentlicht wurde: aufgenommen von rund 280 Fotografen, darunter Henri Cartier-Bresson, Helmut Newton, René Burri, Robert Capa, Thomas Struth, und Wolfgang Tillmans und bekannten Berliner Foto-Chronisten wie Friedrich Seidenstücker, Erich Salomon, Willy Römer und Heinrich Zille.
Zitate von Berlinern und Berlin-Kennern wie Vladimir Nabokov, Alfred Döblin, Herwarth Walden, Marlene Dietrich, Billy Wilder, Max Schmeling, Willy Brandt, Helmut Newton, Sir Simon Rattle, David Bowie und vielen anderen vermitteln die sich ständig ändernde Atmosphäre der Stadt im Laufe der vergangenen 150 Jahre.
Auch die kleinen Leute
Der Band ist nicht nur eine Reihe von Abbildungen der Mächtigen und Schönen der vergangenen 150 Jahre.
Das macht die Bilder so bemerkenswert. Er zeigt neben den Berühmtheiten Berlins auch diejenigen, die die Politik der Mächtigen ertragen und erleiden mussten.
Eines ist dem Rezensenten aber aufgefallen: Auf den bläulich-silbernen Seiten der hochwertigen Ausstattung sind längere Texte nur bei optimalem Lichteinfall gut zu lesen. Schön sind wiederum die Kurzbiografien der einzelnen Fotografen, die den Band abrunden.
Der Autor Dr. Hans Christian Adam studierte Psychologie, Kunstgeschichte und Kommunikationswissenschaft in Göttingen und Wien.
Als Spezialist für historisches Bildmaterial hat er zahlreiche Artikel und Bücher, u.a. zur Reise- und Kriegsfotografie publiziert. Für diesen Band recherchierte Adam in öffentlichen und privaten Sammlungen und sichtete zehntausende von Bildern.