Agrarminister konferieren
Wie kann eine wachsende Weltbevölkerung ernährt und gleichzeitig mehr Bioenergie erzeugt werden? Mit dieser Fragestellung hat die erste Internationale Agrarministerkonferenz im Rahmen des neu geschaffenen „Forum Internationale Grüne Woche“ einen fulminanten Start hingelegt: 1.500 Agrarfachleute – darunter 32 Minister und Staatssekretäre sowie 650 Mitglieder offizieller Regierungsdelegationen aus insgesamt 36 Ländern – folgten der Einladung von Bundeslandwirtschafsministerium, Berliner Senat und der Messe Berlin, um über das Thema „Globaler Wettbewerb um landwirtschaftliche Rohstoffe“ zu diskutieren.
„Heute werden Agrarrohstoffe weltweit so stark gehandelt wie nie zuvor. Energie und Lebensmittel sind mittlerweile zu strategischen Gütern geworden“, sagte Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer zur Eröffnung der Veranstaltung im ICC Berlin.
Doch dürfe die Nachfrage nach Bioenergie in Europa nicht dazu führen, dass in Entwicklungsländern Wälder gerodet oder Flächen aus der Nahrungsmittelerzeugung genommen werden. Sowohl in der eigenen Produktion als auch beim Import von Biomasse müsse die Einhaltung von Umwelt- und Sozialstandards gewährleistet sein, so Seehofer.
Staatssekretär Jean-Marie Aurand vom französischen Agrarministerium sprach sich dafür aus, für die Erzeugung von Bioenergie vor allem für die Landwirtschaft ungeeignete Böden, landwirtschaftliche Abfälle oder Nebenprodukte aus der Futtermittelproduktion zu nutzen. Eine diversifizierte und effizientere Erzeugung von Bioenergie müsse durch verstärkte Forschungsaktivitäten, vor allem zu Biokraftstoffen der so genannten 2. Generation, erreicht werden.
Für den russischen Agrarminister Alexej Gordejew sind knappe Flächen und die Konkurrenz zwischen Nahrungsmittel- und Energieerzeugung kein Thema, denn „wir leben zurzeit noch in einem Ressourcenüberfluss.“ Sein Land verfüge über genug Reserven, um beispielsweise auch die Produktion von Bio-Produkten auszudehnen.
Auch in der Ukraine könne die Agrarproduktion noch problemlos gesteigert werden, versicherte Landwirtschaftsminister Jurij Melnyk. Behindert werde die Entwicklung durch den sich erst langsam entwickelnden Bodenmarkt. „Wir brauchen vor allem innovative Technologien und Investitionen, um die Potenziale voll auszuschöpfen“, so Melnyk.
Als Beispiel für zukunftsträchtige Technologien nannte sein türkischer Amtskollege Mehmet Mehdi Eker effiziente Bewässerungssysteme, um die knappen Wasserressourcen optimal zu nutzen. Dies sei zugleich eine Möglichkeit, um den negativen Folgen des Klimawandels, die sich in seinem Land durch häufige und anhaltende Dürreperioden zeigen, zu begegnen.