Boutique Hotels
Was die Boutique Hotels auszeichnet, ist das gekonnte Zusammenspiel von alter Bausubstanz und neuem Design, Kunst und liebevollen Details.
Wo bitte geht es zum Hotel? Rechts ein Blumenladen, links ein Deli im New Yorker Stil, dazwischen ein schmaler Gang, der in einen halb verglasten Innenhof mit modernen Skulpturen führt: Dass man im Bleibtreu 31 auch wohnen kann, ist erst auf den zweiten Blick zu erkennen. Ganz diskret versteckt sich der Vier-Sterne-Betrieb mit seinen 60 Zimmern hinter der Fassade eines Charlottenburger Patrizierhauses aus dem 19. Jahrhunderts in einer eleganten Seitenstraße des Kurfürstendamms. Dabei ist er mit seiner Mischung von Kunst, Design und alter Bausubstanz längst zum Berlin-Klassiker geworden.Im Inneren empfangen einen warme, helle Farben, individuelle Möbelstücke, oft aus Naturhölzern, Terrazzo und Mosaiken aus italienischen Manufakturen. Dazu hat Innenarchitekt Herbert Jacob Weinand einige farbige Akzente gesetzt. Ob intensives Blau oder Streifen aus Schwarz und Elfenbein – je nach Funktion der Räumlichkeiten sollen sie für Ruhe und Klarheit, Kraft und Energie oder auch eine gewisse weibliche Note sorgen. Gleichzeitig hängen hier nicht irgendwelche Bilder, sondern viele eigens angefertigte Kunstwerke, die „die Gäste zum Entdecken und Denken anregen sollen“, wie sich Weinand wünscht. Doch nicht nur dem Auge wird etwas geboten - je nach Stockwerk wehen einem auch verschiedene natürliche Düfte um die Nase.
So einzigartig es ist – das Bleibtreu ist typisch für die Berliner Boutique Hotels, die sich durch das Zusammenspiel von Alt und Neu, von historischer Bausubstanz, modernem Design, liebevollen Details, zum Teil auch Kunst auszeichnen. Sie können nicht den Luxus der Fünf-Sterne-Häuser, weder Butler, noch 24-Stunden-Room Service oder Wellesstempel der Superlative bieten. Dafür aber viel eigenen Charakter und Persönlichkeit, die sie allesamt unverwechselbar machen. Diese Unterkunftsbetriebe spiegeln wie keine anderen den Facettenreichtum der Stadtlandschaft wieder
Philosophenzimmer oder Königssuite?
Vor dieser Entscheidung steht zum Beispiel, wer sich im Arte Luise Kunsthotel Berlin einmietet. Im ehemaligen „Künstlerheim Luise“ wohnt man schließlich nicht in einem mehr oder weniger komfortablen Hotelzimmer, vielmehr in einem Kunstwerk.
Jeder Raum wurde von einem anderen Kreativen gestaltet – dementsprechend unterschiedlich fällt das Ergebnis aus. In Elvira Bachs „Drei Frauen in Rot“ blicken
einen beispielsweise lebensgroße Frauen – die eine nackt, die andere halb-, die dritte ganz angezogen – an, in Heiner Meyers „Belle de Jour“ leicht erotisch angehauchte Motive aus der Antike, in der goldenen Königssuite von Thomas Baumgärtel zieren lustige Bananen die Wände, und im „Cabaret“-Zimmer beschwört die amerikanische Künstlerin Nathalie Daoust mit schwülen Rottönen und einem Girl die verruchte Atmosphäre des Berlins der Zwanzigerjahre. Die Idee zum Künstlerheim Luise, wie das Arte Luise ursprünglich hieß, bestand schon 1994. Da sollte in dem verwahrlosten, klassizistischen Gebäude, in dem zu DDR-Zeiten der Künstlerclub „Die Möwe“ tagte, ein mehr oder weniger bescheidenes Heim für Künstler und Kunstfreunde entstehen.
Inzwischen hat sich das Haus nahe dem Reichstagsgebäude als international gefragtes Kunsthotel etabliert. Wo sonst kann man schon in derart originellen Unikaten schlafen, träumen und gepflegt essen?
Wie bei großbürgerlichen Freunden zum Tee
Originell, wenn auch in ganz anderer Weise, ist auch das Hotel Kronprinz Berlin, das am Kronprinzendamm unweit des Kurfürstendamms liegt: 1894 erbaut und von ehrwürdigen Kastanien umgeben, verleiht das Gründerzeitgebäude auch dem Innenleben des Hauses besonderen Charme. Mal mit Balkon, mal mit Erker versehen, mal klassisch oder in provenzalischem Stil eingerichtet, ist jedes der 80 Zimmer und Suiten mit gediegenem Vier-Sterne-Komfort samt Türglocke versehen. Doch im „Kronprinzen“ übernachtet man nicht einfach. Hier stöbert man auch in der Bibliothek, trifft sich in der Bar, dem Wintergarten oder dem behaglichen Salon, wo nachmittags gratis Tee und Sherry serviert werden
Wie der Name ankündigt, ist auch die Villa Kastania im gediegenen Westend von Kastanienbäumen umsäumt. Dabei hat das kleine Privathotel nahe dem Messegelände tatsächlich den Charakter einer Villa. Schon die 47 zeitlos-klassischen Zimmer und Suiten mit edlen Stoffen, Natursteinen, zum Teil auch Kunstwerken sowie großzügigen Bäder mit Tageslicht verheißen Entspannung. Erst Recht tut dies der mediterrane Wellnessbereich mit Schwimmbad, römischer Sauna und Sonnenterrasse. Spätestens im „Restaurant Marron“ mit Lounge, Kamin und romantischer Gartenterrasse fühlt man sich wie zu Besuch bei wohlhabenden Freunden.
Frühstück in Innenhöfen und Gärten
Ähnlich familiäres Ambiente vermittelt Riehmers Hofgarten, wobei das Flair Hotel mitten im quirligen Kreuzberg und in einem historischen Gründerzeitgebäude aus der Zeit von 1860 liegt. Wer das Haus betritt, hat das Gefühl, in einen legeren Großbürgerhaushalt zu kommen, wo es korrekt aber keinesfalls steif zugeht. Hier und da stehen schöne alte Holztische, an den Wänden hängen ausgesuchte Bilder, besonderer Blickfang ist ein großer Konzertflügel, weiter hinten lädt ein hübscher Innenhof zu Mußestunden unter freiem Himmel ein.
Neben den geräumigen, wohnlichen Zimmern lockt die Gäste in Riehmers Hofgarten aber vor allem die Küche des sympathischen „e. t. a. Hoffmann“, das immer wieder lobend in Feinschmeckermagazinen erwähnt wird und trotz raffinierter Karte und erstklassigen Produkten erstaunlich unprätentiös wirkt. Die persönliche Note des Hauses unterstreichen die unkonventionellen Stadtrundgänge zu Themen wie Filmgeschichte oder Kreuzberg, die in einigen Arrangements enthalten sind.
Ein unvergessliches Wohlfühlerlebnis in Kreuzberg ganz anderer Art verspricht das Hotel Johann Berlin in einer ruhigen Seitenstraße nahe am Carl-Herz-Ufer. In den 33 Zimmern verbinden sich Altbauflair mit hellen, Licht durchfluteten Räumen, teilweise sogar Berliner Kappendecken und hochwertigem Design-Mobiliar. Ganz ohne Schnörkel kommen Betten und Bäder aus hellen Hölzern aus, auch Lobby und Frühstücksraum sind puristisch gestaltet, wobei immer wieder Blumen für dekorative Farbtupfen sorgen. Noch mehr Botanik ist im kleinen Garten zu finden, der den Gästen nicht nur zum Frühstücken offen steht.
Keine Frage, Stadtbesucher lieben solche grünen Oasen. Vor allem, wenn sie in Szenevierteln liegen, wo es draußen nicht nur beschaulich zugeht. Deshalb dürften sich viele auch in Myer's Hotel Berlin mit seinem liebevoll bepflanzten Garten in Prenzlauer Berg besonders wohl fühlen. In einem klassizistischen Gebäude von 1873 kombiniert es Internationalität und gehobenen Standard mit einer guten Portion Nostalgie.
Behaglich sind nicht nur die gediegenen Zimmer, die zum Teil mit Marmorbädern beeindrucken. Auch in der Lobby mit Ledersesseln im Havanna-Stil, wo Tag und Nacht klassische Musik oder Jazz erklingen, kann man sich gut vom Treiben rund um den Wasserturm erholen. Während im gelben Salon gefrühstückt wird, steht der rote Salon mit Stilmöbeln und Kronleuchtern Rauchern offen. In der Galerie, einem verglasten Innenhof, finden wiederum wechselnde Ausstellungen mit Kunst statt.
Konzepte lassen sich nicht kopieren
Ein solches Konzept lässt sich nicht kopieren. Aber die Boutique-Hotels wollen ja auch auf keinen Fall austauschbar sein. Das beweist unter anderen das Alexander Plaza in der geschichtsträchtigen Rosenstraße zwischen Alexanderplatz und Hackeschem Markt.
Draußen mögen Scharen von Touristen zu Museumsinsel, Fernsehturm, angesagten Clubs, Lokalen und den Szeneläden der Alten Schönhauser Straße strömen - das herrschaftliche Gebäude mit seiner hundertjährigen Geschichte ist ein wohltuender Ruhepol, wo man den Trubel der Großstadt schnell vergessen hat.
Freundliche Zimmer in warmen Farben, aus viel edlem Holz und mit großen Panoramafenstern erweisen sich ebenso wie die Saunalandschaft als idealer Rückzugsort. Dabei sind der Wintergarten, die Bar und das Bistro auch beliebte Treffpunkte der Berliner. Ehemaliger Treffpunkt der DDR-Opositionellen
Was viele Boutique Hotels so einzigartig macht, ist, dass sie Geschichte erzählen. Das gilt auch und besonders für das Hotel Honigmond in der Bel Etage des gleichnamigen, traditionsreichen Restaurants, das zu DDR-Zeiten Treffpunkt von Oppositionellen wie Nina Hagen oder Wolf Biermann war. Hier wurde nicht nur Schach gespielt, vielmehr tauschten sich hier angehende Pfarrer, Künstler, Intellektuelle, unter anderem Wolfgang Thierse untereinander aus, das Kaffeehaus galt als Keimzelle des potenziellen Widerstands, weshalb es von der Stasi oftmals „wegen Übererfüllung des Versorgungsauftrages“ geschlossen wurde.
Heute wohnt man hier in individuell eingerichteten Zimmern mit frei gelegtem Stuck, Dielenfußböden und Bettwäsche aus dem Haus Paloma Picasso, die gut zum renovierten Gebäude von 1899 passen. Bevor man sie betritt, gilt es die Ölgemälde im Hotelflur zu bestaunen, den viele zu Recht als „Galerie“ bezeichnen. Schöner Kontrast zur lärmigen Invalidenstraße ist außerdem der Innenhof, wo sechs hauseigene Kaninchen vor sich hinmümmeln. Doch keine Angst: Im gemütlichen Restaurant mit Holztischen und Kerzen munden eher Schmankerln wie Königsberger Klopse, böhmische Knödel, Tafelspitz und Schweizer Käsefondue.
Geradezu aseptisch muss einem demgegenüber das Lux Eleven vorkommen, das ebenfalls in Mitte zwischen Volksbühne und Alexanderplatz liegt, und mit seinem trendigen, euroasiatischen Restaurant Shiro i Shiro auch bei den Berliner hoch im Kurs steht. Die Zimmer und Apartments sind durchweg geradlinig und puristisch designt, erweisen sich mit ihren Weiß- und Beigetönen sowie einigen pinken Akzenten jedoch als ausgesprochen wohnlich. Passend zum Konzept wurden die Badbereiche in den Wohnraum integriert, zum Teil gibt es auch komplett eingerichtete Küchenecken und natürlich überall Flachbildschirme, DVD- Mailbox und Internetzugang. Schnörkellos wie das ganze Innenleben sind auch die Restaurant und Barbereiche, der Aveda HairSpa sowie der Ulf Haines Store mit exklusiver Mode, der sich unter dem Dach des Lux Eleven befindet.
Design-Klassiker oder Berlin Jugendstil?
Besonders stilvoll geht es in der Brasserie Grand Cru mit Art-Deco-Leuchtern, Spiegeln und Stuckdecken und der klassischen Residenz-Bar zu, Entspannung findet man im kleinen Wellnessbereich mit Sauna, Dampfbad, Solarium und Fitness- Geräten.
Doch es geht auch ganz anders rund um den Ku´Damm. Das beweist das innovative Vier-Sterne-Hotel Gates in der Knesebeckstraße: 2001 eröffnet, hat es vor allem mit seiner technischen Ausstattung Aufmerksamkeit erregt. Jedes der 104 klassisch eingerichteten Zimmer ist mit einem PC oder Laptop, kostenlosem Highspeed- Internet, Premiere-TV und kostenfreiem Pay-TV ausgestattet. Doch ist das Haus mit der hübschen Jahrhundertwende-Fassade keineswegs nur für Technik-Freaks attraktiv. In Kooperation mit der Akademie für Malerei Berlin, Ute Wöllmann werden im denkmalgschützten Frühstücksraum auch Werke von Absolventen und Studenten des Masterstudiengangs der Akademie ausgestellt. Während man sein Müsli löffelt, blickt man beispielsweise auf die farbenfrohen Öl- oder Acrylgemälde Christoph Primms aus dem Zyklus „Petersilie“.
Weiterer angenehmer Service des Hauses sind die kostenlosen Leihfahrräder, die neuerdings sogar über Sicherheitsboxen für den Laptop und Lenkertaschen für Unterlagen verfügen. Solche Details wissen die Kunden der Boutique Hotels zweifellos zu schätzen!
Adressen
Hotel Alexander Plaza Berlin
Rosenstr. 1
10178 Berlin
Tel.: 030 - 24 00 10
www.alexander-plaza.de
Bleibtreu Berlin
Bleibtreustr. 31
10707 Berlin
Tel.: 030 - 884 74 0
www.bleibtreu.com
Flair Hotel Riehmers Hofgarten
Yorckstr. 83
10965 Berlin
Tel.: 030 - 780 98 800
www.riehmers-hofgarten.de
Hotel Gates Berlin
Knesebeckstr. 8-9
10623 Berlin
Tel.: 030 - 31 106 0
www.hotel-gates.com
Golden Tulip Hotel Residenz
Meinekestr. 9
10719 Berlin
Tel.: 030 - 88 44 30
www.hotel-residenz-berlin.de
Hotel Honigmond
Tieckstraße 12
10115 Berlin
Tel.: 030 - 2 84 45 50
www.honigmond.de
Hotel Johann Berlin
Johanniterstr. 8
10961 Berlin
Tel.: 030 - 22 50 74 0
www.hotel-johann-berlin.de
Hotel Kronprinz Berlin
Kronprinzendamm 1
11711 Berlin
Tel.: 030 - 89 60 30
www.kronprinz-hotel.de
Hotel Villa Kastania
Kastanienallee 20
14052 Berlin
Tel.: 030 - 30000 - 20
www.villakastania.com
Lux Eleven
Rosa-Luxemburg-Straße 9–13
10178 Berlin
Tel.: 030 - 9 36 28 00
www.lux-eleven.com
Myers Hotel
Metzer Str. 26
10405 Berlin
Tel.: 030 - 44 01 40
www.myershotel.de
Arte Luise Kunsthotel Berlin
Luisenstr. 19
10117 Berlin
Tel.: 030 - 28 44 80
www.luise-berlin.com