Spandau: Dorf vor Berlin
Spandau aus der individuellen Sicht einer Berlinerin. Die lange Anfahrt mit der U- oder S-Bahn und der ein wenig kleinstädtisch wirkende Bezirk ist Marion Gerhardt aufgefallen. Sie, die noch nicht so lange in Berlin lebt, schildert ihre Annäherung an einen Berliner „Randbezirk“.
Als ich das erste Mal nach Spandau kam, wohnte ich noch in Friedrichshain. Von daher beschlich mich bei meiner Ankunft der Verdacht, dass ich soeben das Ende der Welt erreicht hatte. Aus Friedrichshainer Sicht war es das nämlich. Denn immerhin dauert eine S-Bahnfahrt vom angesagten Szenebezirk im Osten bis hinein ins westlich gelegene Spandau eine gute Stunde.
Trennendes
Doch nicht nur räumlich schienen Friedrichshain und Spandau Welten zu trennen. Auch das Leben in Spandau kam mir sehr anders vor. Menschen, denen Friedrichshain eine Idee zu verrückt ist, mögen sagen, Spandau sei eben normaler. Diejenigen aber, denen es gar nicht verrückt genug zugehen kann, würden es wohl eher als langweilig bezeichnen. Langweilig kam mir Spandau hingegen nicht vor, vielmehr war ich ein bißchen fasziniert von der scheinbaren Normalität, die dort herrschte. In der Tat begegneten mir in Friedrichshain tagein, tagaus so viele verrückte Gestalten, dass mir das bieder anmutende Spandau selbst für Gesamtberliner Verhältnisse fast schon ein wenig außergewöhnlich erschien.
Kulturschock
Dieser Kulturschock, von dem ich damals als Friedrichshainerin heimgesucht wurde, liegt nun schon eine Weile zurück. Und seit dieser Zeit habe ich Spandau häufig genug besucht, um feststellen zu können, dass auch die Spandauer nicht so bieder sind, wie es auf den ersten Blick scheint. Letzten Endes sind sie nämlich doch Berliner, wenngleich sie gerne ihr eigenes Süppchen kochen und es unter ihnen Zeitgenossen gibt, die sich explizit als Spandauer bezeichnen und eben nicht als Berliner. Aber ganz gleich, wie sich nennen, sie sind Teil dieser Stadt. Und einjeder, der hier ansässig ist, muss auch ein Mindestmaß an Verrücktheit mitbringen, um es hier dauerhaft aushalten zu können. Das ist auch in Spandau nicht anders.
Spandauer Highlights
Für Kulturinteressierte ist die Zitadelle ein absolutes Muss. Hier finden neben gewöhnlichen Veranstaltungen, wie Konzerten, Theater und Freiluftkino, auch ausgefallenere Ereignisse statt – beispielsweise das alljährliche Fledermausfest oder auch Ritter- bzw. Burgspiele. Wer weniger kulturbegeistert ist, aber stattdessen für sein Leben gerne einkaufen geht, dem sei die Altstadt Spandau ans Herz gelegt. Hier findet sich eine wirkliche schöne und großzügig angelegte Fußgängerzone mit vielen Einkaufsmöglichkeiten und netten Cafés und Restaurants.
Darüber hinaus zählt der alljährliche Weihnachtsmarkt in der Spandauer Altstadt zu den schönsten Berlins. Neben einem schönen Weihnachtsmarkt, außergewöhnlichen kulturellen Veranstaltungen und guten Einkaufsmöglichkeiten hat das an der Havel gelegene Spandau jedoch auch viel Wasser und Grün zu bieten. Und seiner Randlage zum Trotz ist Spandau durch seinen ICE-Bahnhof mit der Außenwelt verbunden und daher doch nicht das Ende der Welt, für das ich es anfangs gehalten habe.