Polen und die linken Bewegungen in Berlin und Deutschland
Bis zur Oktoberrevolution 1917 war Deutschland das ideelle und organisatorische Zentrum der weltweiten linken Bewegungen – sowohl der sozialdemokratischen als auch der kommunistischen Richtung.
Aufgrund der großen Zahl polnischer Arbeiter in Berlin begannen die linken Organisationen und Parteien um deren Unterstützung zu werben. 1893 entstand in Berlin die Polnische Sozialistische Partei (PPS) im preußischen Teilungsgebiet.
Ihr Presseorgan war die Arbeiterzeitung „Gazeta Robotnicza”. Die Polnische Sozialistische Partei gehörte anfangs der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands an. Vor allem wegen des Konflikts um die nationale Selbstbestimmung der Polen trennte sich die PPS allmählich von der deutschen sozialdemokratischen Bewegung. Infolge eines innerparteilichen Konfliktes kam es zu einer Spaltung der PPS. Ein Teil der Funktionäre berief sich auf den übernationalen Charakter der sozialistischen Bewegung und sprach sich für eine dauerhafte Zusammenarbeit mit der SPD aus.
In Berlin war auch die Sektion der Sozialdemokratie des Königreiches Polen und Litauen (SDKPiL) tätig. Sie hatte sich von der polnischen Unabhängigkeitsbewegung gelöst und wollte dauerhaft mit der russischen Bewegung zusammenarbeiten.
Im russischen Teilungsgebiet war die SDKPiL für illegal erklärt worden. Die polnischen sozialistischen Funktionäre konnten in Russland nicht offen aktiv werden. So nutzten sie die Unterstützung und Mitarbeit der deutschen Bewegung und setzten ihre Tätigkeit in Deutschland, hauptsächlich in Berlin, fort. Nach Berlin kamen auch Rosa Luxemburg und Julian Marchlewski, die Mitbegründer des künftigen Spartakusbundes, aus dem die Kommunistische Partei Deutschlands hervorging.