Berlin-Marathon: Eine Veranstaltung auf Weltniveau
von Daniela Steins
Ein sportliches Weltevent lockt seit über 30 Jahren im September die Massen in die Hauptstadt. Der Berlin-Marathon ist ein Magnet für Aktive und Zuschauer, weil er Spitzensport und Breitensport gleichermaßen vereint. Laufen vor der attraktiven Kulisse einer Weltmetropole, auch das macht die Popularität des Events aus.
Marathonläufe sind in Deutschland seit einigen Jahren zum Anziehungspunkt für Sport-Fans geworden. Immer mehr Laufbegeisterte versammeln sich jährlich an den verschiedenen Marathonstrecken Deutschlands. Einmal seine persönlichen Grenzen austesten oder das Gefühl des Triumphs nach bewältigten 42,195 km spüren – eine Erfahrung, die viele Läufer einmal erleben möchten. Der Berlin-Marathon hat zu dieser Entwicklung maßgeblich beigetragen.
Vom örtlichen Crosslauf zum Citylauf
Das jährlich am letzten Wochenende im September stattfindende Laufevent in der Hauptstadt ist die größte und populärste Marathonveranstaltung Deutschlands. Sie gehört seit 2006 sogar zu den World Marathon Majors. Diese Vereinigung bringt die größten Marathonläufe der Welt in einer Laufcup-Wertung zusammen. Zu den Majors gehören der Boston Marathon, der New York Marathon, der Chicago Marathon, der London Marathon und schließlich der Berlin Marathon.
Die Marathon-Veranstaltung in Berlin blickt auf eine lange Geschichte zurück. Ihren Ursprung hat sie im „Berliner Crosslauf am Teufelsberg“, der 1964 von Horst Milde ins Leben gerufen wurde.
Milde, ein ehemaliger Mittelstreckenläufer des SCC Berlin und späterer Sportfunktionär, organisierte mit dieser Veranstaltung den ersten Berliner Volkslauf überhaupt. Da der Lauf mit 700 Aktiven großen Zuspruch fand, wurde er auch in den Folgejahren ausgetragen.
1974, zehn Jahre nach der Crosslauf-Premiere, ging der erste Berliner Volksmarathon über die Bühne.
Zu dieser Zeit fand das Laufereignis noch hauptsächlich in den Vororten Berlins statt. Der Start des ersten Berlin-Marathons war im Mommsenstadion in Berlin-Charlottenburg, der Heimat des heutigen Ausrichters SC Charlottenburg Berlin. Es wurde eine Pendelstrecke gelaufen, vorbei am Grunewald und der Avus. 244 Aktive kamen im Premierenjahr ins Ziel.
1981 trug die französische Besatzungsmacht den Lauf „25 km de Berlin“ in der Berliner Innenstadt aus. Dieser Lauf entfachte bei den Marathon-Veranstaltern die Idee eines City-Marathons. Zunächst von den Behörden belächelt, fand der Marathon des Jahres 1981 dann tatsächlich in der City statt. Am Reichstagsgebäude wurde gestartet, das Ziel war am Kurfürstendamm.
Großveranstaltung und Vereinigungs-Marathon
Mitte der 80er Jahre wurde der Citylauf langsam aber sicher zu einem wirklichen Massenereignis. Der Start musste aufgrund der hohen Teilnehmerzahl auf die Straße des 17. Juni verlegt werden. Die Veranstalter nutzten den großen Zuspruch auch neben der Strecke aus und engagierten 30 Musikgruppen zur Unterhaltung der Zuschauer.
1990 war ein besonderes Jahr für den Berlin-Marathon. Drei Tage vor der Deutschen Einheit führte die Strecke als Zeichen der Vereinigung zum ersten Mal durch das Brandenburger Tor. Leider wurde der Einheitsmarathon von einem tragischen Zwischenfall überschattet: Ein Läufer starb wenige Meter nach dem Start an einem Herzinfarkt. Trotzdem war dieser Marathon der Beginn eines Marathon-Aufschwungs in Deutschland. Wegen der historischen Bedeutung des Laufs übertrug das Fernsehen erstmals ein Marathonereignis außerhalb einer internationalen Meisterschaft live.
Ausweitung des Marathon-Programms
2003 wurde die Marathonstrecke erneut modifiziert. Den Start- und Zielbereich verlegte man vor bzw. hinter das Brandenburger Tor, und der Streckenverlauf führte länger durch den Ostteil der Stadt.
Neben den bekannten Anziehungspunkten in Berlin Mitte, wie Fernsehturm, Potsdamer Platz, Reichstag, Berliner Dom und Staatsoper, führt der Marathon heute überwiegend durch die Stadtteile Tiergarten, Kreuzberg, Friedrichshain, Schöneberg, Zehlendorf, Wilmersdorf und Charlottenburg und streift dabei weitere attraktive Sehenswürdigkeiten.
Anfang des neuen Jahrtausends hatte sich der Inliner- Lauf, der 1997 ins Laufprogramm aufgenommen worden war, mit durchschnittlich 10.000 Teilnehmern zum größten Inliner-Marathon der Welt gemausert. Daher mussten die Skater aus dem Hauptprogramm herausgenommen werden und bekamen einen eigenen Startplatz am Samstag.
Die Samstagsveranstaltung ist auch der Höhepunkt für junge Sportler. Der integrierte Mini-Marathon für Kinder und Jugendliche ist zum festen Bestandteil der Veranstaltung geworden.
Am Kilometerpunkt 38 steigen die Schülerinnen und Schüler in den Lauf ein und wetteifern, in Grund- und Oberschulkategorien aufgeteilt, die 4,2195 km ins Ziel. Zudem gibt es jüngst auch einen Bambini-Lauf, der über 500 bzw. 1.000 Meter führt und so auch schon die ganz Kleinen ans Laufen heranführt.
Am Sonntag, dem Hauptveranstaltungstag, nehmen neben den Läufern auch Rollstuhlfahrer, Handbiker und Power-Walker die Strecke in Angriff. Rollstuhlfahrer sind übrigens schon seit 1994 dabei, Handbiker seit 2004.
Spitzenleistungen auf schneller Strecke
Der Berliner Marathonstrecke gilt als eine der Schnellsten der Welt. Fast jährlich purzelten bisher die Jahresweltbestzeiten oder sogar die Weltrekorde bei den Spitzenläufern. Im Jahr 2001 lief beispielsweise die japanische Olympiasiegerin Naoko Takahashi mit 2:19: 46 als erste Frau der Welt unter 2 Stunden und 20 Minuten.
Bei den Männern wurden sogar die drei schnellsten je gelaufenen Zeiten in Berlin erreicht. 2003 lieferten sich die beiden kenianischen Top-Stars Paul Tergat und Sammy Korrir ein packendes Finish und blieben beide unter der alten Weltrekordmarke. Tergat entschied das Rennen letztendlich mit einer Sekunde Vorsprung in 2:05:55 für sich.
Der unvergleichliche Haile Gebreselassie, der in den 90er Jahren und Anfang des neuen Jahrtausends die internationale Langlaufszene dominierte, verabschiedete sich vor einigen Jahren von seiner Paradedisziplin, den 10.000 Metern. Danach widmete sich dem Marathon. Bereits 2006 entschied er den Berlin-Marathon für sich.
2007 schaffte er Unglaubliches und pulverisierte den bestehenden Weltrekord von Paul Tergat um eine halbe Minute auf 2:04:26.
Nicht nur in dieser Beziehung war die Veranstaltung 2007 ein Höhepunkt. Über eine Million Zuschauer, 70 Bands, Fanmeilen und Partys sorgten für eindrucksvolle Stimmung auf dem gesamten Rundkurs durch die Stadt. All diese Zuschauer und Aktionen unterstützten insgesamt 32.638 Aktive, die erfolgreich die 42 km absolvierten.
Inzwischen hat auch die Werbewelt Marathonveranstaltungen für sich entdeckt. Seit sieben Jahren hat der Berlin-Marathon eine große Einkaufskette als Hauptsponsor. Die gedeckte finanzielle Situation steht im guten Zusammenspiel mit einer engagierten Führung des SCC Berlin.
Deshalb werden der Breitensport und das facettenreiche Laufangebot auch weiterhin im Marathonprogramm nicht zu kurz kommen. Darüber hinaus ist die Aufnahme des Laufs in die Vereinigung der World Marathon Majors ein Garant dafür, dass auch zukünftig Weltklasseathleten an die Spree kommen und sich zu Spitzenleistungen rund um das Brandenburger Tor antreiben werden.
Fakten zum Berlin- Marathon
Veranstalter:
Sport-Club Charlottenburg e.V.
14055 Berlin
Organisation:
SCC-RUNNING
Glockenturmstr. 23
14055 Berlin
Tel. (030) 30 12 88 10
Fax: (030) 30 12 88 20
Teilnehmerlimit: 40.000
Erstmals ausgetragen: 13. Oktober 1974
Streckenrekorde Läufer:
Männer: 2:04:26, Haile Gebreselassie (ETH), Weltrekord (2007)
Frauen: 2:19:12, Mizuki Noguchi (JPN), Asienrekord
Streckenrekorde Skater:
Männer: 1:01:08, Tristan Loy (FRA), 1999
Frauen: 1:08:29, Angèle Vaudan (FRA), 2000 (Weltbestzeit)
Streckenrekorde Rollstuhlfahrer:
Männer: 1:21:39, Heinz Frei (SUI), 1997
Frauen: 1:42:07, Janette Jansen (NED), 1992
Streckenrekorde Handbiker:
Männer: 1:13:32, Wim Decleir (BEL), 2005
Frauen: 1:15:50, Andrea Eskau (GER), 2005
Siegerliste der Läufer | ||
30. September 2007 | Haile Gebreselassie (ETH) 2:04:26 | Gete Wami (ETH) 2:23:17 |
24. September 2006 | Haile Gebreselassie (ETH) 2:05:56 | Gete Wami (ETH) 2:21:34 |
25. September 2005 | Philip Manyim (KEN) 2:07:41 | Mizuki Noguchi (JPN) 2:19:12 |
26. September 2004 | Felix Limo (KEN) 2:06:44 | Yoko Shibui (JPN) 2:19:41 |
28. September 2003 | Paul Tergat (KEN) 2:04:55 | Yasuko Hashimoto (JPN) 2:26:32 |
29. September 2002 | Raymond Kipkoech (KEN) 2:06:47 | Naoko Takahashi (JPN) 2:21:49 |
30. September 2001 | Joseph Ngolepus (KEN) 2:08:47 | Naoko Takahashi (JPN) 2:19:46 |
10. September 2000 | Simon Biwott (KEN) 2:07:42 | Kazumi Matsuo (JPN) 2:26:15 |
26. September 1999 | Josephat Kiprono (KEN) 2:06:44 | Tegla Loroupe (KEN) 2:20:43 |
20. September 1998 | Ronaldo da Costa (BRA) 2:06:05 | Marleen Renders (BEL) 2:25:22 |
28. September 1997 | Elijah Lagat (KEN) 2:07:41 | Catherina McKiernan (IRL) 2:23:44 |
29. September 1996 | Abel Antón (ESP) 2:09:15 | Colleen De Reuck (RSA) 2:26:35 |
24. September 1995 | Sammy Lelei (KEN) 2:07:02 | Uta Pippig (GER) 2:25:37 |
25. September 1994 | António Pinto (POR) 2:08:31 | Katrin Dörre-Heinig (GER) 2:25:15 |
26. September 1993 | Xolile Yawa (RSA) 2:10:57 | Renata Kokowska -3- 2:26:20 |
27. September 1992 | David Tsebe (RSA) 2:08:07 | Uta Pippig (GER) 2:30:22 |
29. September 1991 | Steve Brace (GBR) 2:10:57 | Renata Kokowska (POL) 2:27:36 |
30. September 1990 | Steve Moneghetti (AUS) 2:08:16 | Uta Pippig (GER) 2:28:37 |
1. Oktober 1989 | Alfredo Shahanga (TAN) 2:10:11 | Päivi Tikkanen (FIN) 2:28:45 |
9. Oktober 1988 | Suleiman Nyambui (TAN) 2:11:45 | Renata Kokowska (POL) 2:29:16 |
4. Oktober 1987 | Suleiman Nyambui (TAN) 2:11:11 | Kerstin Preßler (GER) 2:31:22 |
28. September 1986 | Bogusław Psujek (POL) 2:11:03 | Charlotte Teske (GER) 2:32:10 |
29. September 1985 | James Ashworth (GBR) 2:11:43 | Magda Ilands (BEL) 2:34:10 |
30. September 1984 | John Skovbjerg (DEN) 2:13:35 | Ágnes Sipka (HUN) 2:39:32 |
25. September 1983 | Karel Lismont (BEL) 2:13:37 | Karen Goldhawk (GBR) 2:40:32 |
26. September 1982 | Domingo Tibaduiza (COL) 2:14:47 | Jean Lochead (GBR) 2:47:05 |
27. September 1981 | Ian Ray (GBR) 2:15:42 | Angelika Stephan (GER) 2:47:24 |
28. September 1980 | Ingo Sensburg (GER) 2:16:48 | Gerlinde Püttmann (GER) 2:47:18 |
30. September 1979 | Ingo Sensburg (GER) 2:21:09 | Jutta von Haase (GER) 3:07:07 |
3. September 1978 | Michael Spöttel (GER) 2:20:03 | Ursula Blaschke (GER) 2:57:09 |
10. September 1977 | Norman Wilson (GBR) 2:15:19 | Angelika Brandt (GER) 2:34:48 |
26. September 1976 | Ingo Sensburg (GER) 2:23:08 | Ursula Blaschke (GER) 3:05:19 |
28. September 1975 | Ralf Bochröder (GER) 2:47:08 | Kristin Bochröder (GER) 3:59:15 |
13. Oktober 1974 | Günter Hallas (GER) 2:44:53 | Jutta von Haase (GER) 3:22:01 |