Polnische Wirtschaft

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Polnische Wirtschaft

Polnische Wirtschaft, die älteren kennen den Begriff noch. Und er ist ein Stereoty für Polen. Allein die Herkunft und Entwicklung des Stereotyps schufen eine Grundlage für unzählige wissenschaftliche Studien.

Einen Nährboden lieferten Berichte über die Situation in Polen
Ende des 18. Jahrhunderts, zu Zeiten der Teilungen Polens. Später diente dieses Stereotyp als Propaganda-Instrument zum Beweis der kulturellen Überlegenheit Deutschlands gegenüber dem „schlechteren“ und „schwächeren“ Nachbarn.

Heute hat die Bezeichnung „polnische Wirtschaft“ ihren einst aggressiven Charakter verloren und gilt allgemein als ein Synonym für Misswirtschaft und Unordnung.
Berliner Wirklichkeit
Im Laufe der letzten 200 Jahre kamen weitere Gruppen polnischer Emigranten nach Berlin – auf der Suche nach politischem Asyl, nach Arbeit, Entwicklungsmöglichkeiten oder, schließlich, nach Liebe.
1910 wurde die Anzahl der Ankömmlinge aus den östlichen Provinzen Preußens auf 60 Prozent aller in Berlin ansässigen Ausländer geschätzt. Die meisten sprachen Polnisch und arbeiteten in allen zugänglichen Berufen.

Es gab unter ihnen Künstler, Politiker, Anwälte, doch in erster Linie waren es Arbeiter, die jede, sogar gering bezahlte Beschäftigung annahmen.
Die Polen bauten den Reichstag und die Reichskanzlei auf, sie beteiligten sich am Bau der ersten Stadtbahn sowie am Bau des Teltowkanals. Sie arbeiteten in den Firmen von Borsig und Siemens und wurden Teil der deutschen Arbeiterklasse. Viele von ihnen kehrten nach 1918 in das unabhängige Polen zurück.

Andere gründeten hier in Berlin eine Familie und integrierten sich in die deutsche
Gesellschaft. Heute werden polnische Handwerker, Unternehmer oder Arbeiter zum Symbol einer „guten Arbeit“, und das Stereotyp „polnische Wirtschaft“ lebt sein eigenes Leben!

Polnischer Reichstag

Das Stereotyp Polens und der Polen, die unfähig sind, miteinander zusammenzuarbeiten, entstand Ende des 18. Jahrhunderts. Es war eine Interpretation der polnischen Probleme bei der Aufrechterhaltung eines  unabhängigen Staates. Es war auch ein Synonym für politisches Gezänk,
Zwietracht, Parteilichkeit und für den Vorzug privater Interessen gegenüber dem Gemeinwohl.

Berliner Wirklichkeit

An der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert waren in Berlin über 300 polnische Organisationen tätig. Sie verfolgten das Ziel, den kulturellen, religiösen, intellektuellen und beruflichen Bedürfnissen der polnischen Gemeinschaft entgegenzukommen.

Darunter gab es sowohl Pfarr- und Bildungsvereine, als auch Sport- und Gewerbevereinigungen. In den 1890er Jahren begannen kleine Organisationen, sich
zusammenzuschließen. Damals entstanden das „Komitee der Polnisch-Katholischen Vereine“, das „Polnische Wahlkomitee“, der „Verband der Polnischen Vereine“ und der Bildungsverein „Oświata”.
Die größte Organisation war der 1922 gegründete „Bund der Polen in Deutschland“. Ziel dieses Bundes war die Vereinigung aller Polen in Deutschland.

Der Verein ist mit einer Unterbrechung während des Zweiten Weltkriegs bis heute tätig. Auch die „Solidarność-Emigration“ führte in den Jahren 1980–1990 ein Vereinsleben.

Damals wurden der „Polnische Sozialrat“ sowie zahlreiche Kulturvereine ins Leben gerufen und der polnische Bildungsverein „Oświata” reaktiviert. Nach dem Jahr 2000 wurden Organisationen gegründet, die sich vor allem an junge Leute richten: an Künstler, Studierende und Intellektuelle. Mit Unterstützung polnischer, deutscher und europäischer Institutionen begeben sie sich in der deutschen Hauptstadt auf die Suche nach Schaffensfreiheit und Inspiration.

Polnischer Katholik

Pole gleich Katholik - diese Bezeichnung entstand im 17. Jahrhundert und entwickelte sich während der polnischen Teilungen zu einem starken Selbst- und Fremdstereotyp des Polen.
Die Idee eines Zusammenhangs von polnischer Kultur und Identität mit der katholischen Religion stammt aus der Zeit der Gegenreformation (zweite Hälfte 17. Jahrhundert).

Damals besaß sie allerdings keinen rein religiösen, sondern auch einen politischen Charakter. Die einstigen Feinde der polnischen Republik, wie Schweden und Russland, hatten nämlich eine andere Staatsreligion.

Während der Teilungen Polens regte sich Widerstand gegen die traditionelle russische Orthodoxie und den preußischen Protestantismus. Die Mehrheit der polnischen Gesellschaft nahm die nationale Zugehörigkeit stereotyp als etwas wahr, das vom katholischen Glauben abhing.

Das Bekenntnis zum katholischen Glauben wurde zum Merkmal des polnischen Nationalcharakters.

Im Berliner Alltagsleben ist das katholisch geprägte religiöse Leben war und ist das auffälligste Merkmal polnischer Zuwanderer. Keine andere polnische Institution versammelt auch nur annähernd so viele polnisch sprechende Berliner wie die Polnische Katholische Mission.

Das liegt daran, dass viele Polen ein sehr enges Verhältnis zur katholischen Kirche haben. Sie stiftete Hoffnung und wirkte national integrierend während der Teilungen Polens, unter der NS-Besatzung und in den Jahren des Kommunismus bedingt.

In diesen dramatischen Zeiten war eine souveräne politische Vertretung des Volkes nicht vorhanden. Die Kirche trat jedoch oft als Anwalt der unterdrückten, verfolgten Bevölkerung ein und übernahm eine
Funktion, die weit über den religiösen Bereich hinausreichte. So erklärt sich die Überpräsenz des
nationalen im religiösen, und des religiösen im nationalen Leben der Polen, die andere europäische Nationen wahrnehmen.

Das intensive gegenseitige Durchdringen der nationalen und religiösen Ebene war auch im Leben der Berliner Polonia jahrzehntelang erkennbar. Dieses Phänomen trat vor allem in der Exilsituation auf.
Die Zuwanderer erwarteten von der Polenseelsorge nicht nur die Erfüllung religiöser Bedürfnisse in der Muttersprache, sondern auch die Vermittlung nationaler Identität, besonders bei der jungen Generation. So forderten Eltern für ihre Kinder einen Religionsunterricht in polnischer Sprache, um die Muttersprachenkenntnisse ihres Nachwuchses in der deutschen Umgebung zu vertiefen.

Andere Formen des Polnischunterrichts waren von den Staatsbehörden verboten. Auch heute nehmen viele Menschen am Leben der Polnischen Katholischen Mission nicht nur aus rein religiösen Gründen teil.
Sie sehen in dieser Gemeinde auch eine Brücke zu ihrer alten Heimat.

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