Wirtschaft in Berlin und Brandenburg kooperiert
Studie zur wirtschaftlichen Verflechtung von Berlin-Brandenburg vorgestellt
Wenn es auch politisch zwischen Berlin und seinem Nachbarland Brandenburg hin und wieder knirscht: Die Wirtschaft lässt sich von diesen Misstönen nicht beeindrucken.
Die beiden Wirtschaftsräume Berlin und Brandenburg sind wirtschaftlich eng verflochten. Einer Fusion der beiden Wirtschaftsförderungseinrichtungen von Berlin und Brandenburg erteilten Wirtschaftsenator Harald Wolf und sein Brandenburgischer Kollege Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns eine Absage.
Wohl könne man sich aber ein gemeinsames Dach vorstellen, so die beiden anlässlich der Vorstellung einer Studie zur wirtschaftlichen Verflechtung beider Länder.
80 Prozent der Unternehmen in den Wachstumsbranchen beider Länder haben Wirtschaftsbeziehungen in das jeweilige Nachbarland. Das geht aus einer aktuellen Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) hervor, die von Ulrich Junghanns und Harald Wolf in Berlin vorgestellt wurde.
Gemeinsamer Wirtschaftsraum
„Die Studie macht deutlich: Berlin-Brandenburg ist eine gemeinsame Wirtschaftsregion. Dies gilt vor allem auch für die Kompetenzfelder beider Länder. Erfreulich ist dabei der hohe Anteil dauerhafter Kooperationsbeziehungen. Wichtig ist auch, dass Wachstumsbranchen, die über ein länderübergreifendes Netzwerk verfügen, einen besonders hohen Verflechtungsgrad aufweisen. Die Intensivierung der länderübergreifenden Netzwerkarbeit in den Kompetenzfeldern zahlt sich aus“, erklärten Senator Wolf und Minister Junghanns bei der Vorstellung der Studie.
Beide Länder profitieren
„Berlin und Brandenburg profitieren von den länderübergreifenden Kooperationen gleichermaßen. Dies belegt nicht nur das ausgewogene Verhältnis der Verflechtungen, sondern auch die Tatsache, dass sich eine Arbeitsteilung in der Region herausgebildet hat: In den industriellen Kompetenzfeldern sind Berliner Unternehmen eher auf Brandenburg orientiert, in den technologischen Feldern und bei der Logistik ist es umgekehrt.
Bemerkenswert für Brandenburg ist zudem, dass auch 25 Prozent der Unternehmen aus den Berlin-ferneren Regionen feste Kooperationsbeziehungen nach Berlin haben. Das zeigt: Die Verflechtung umfasst die gesamte Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg“, betonte Minister Junghanns.
Wissenschaftspotentiale werden durch Wirtschaft genutzt
Wirtschaftssenator Harald Wolf: „Die DIW-Studie zeigt, dass eine integrierte Wirtschaftsregion nicht nur von intensiven Absatz- und Bezugsbeziehungen lebt, sondern dass den darüber hinausgehenden Kooperationsbeziehungen eine wachsende Bedeutung zukommt. Berliner und Brandenburger Unternehmen arbeiten zunehmend in Forschung und Entwicklung, Produktentwicklung und Produktion zusammen und nutzen in verstärktem Umfang die hier vorhandenen Wissenschaftspotenziale. Immer mehr Unternehmen aus Berlin und Brandenburg werden überregional wettbewerbsfähig, weil regional kooperiert wird!“
Das DIW hat für die Studie im März 2007 insgesamt 329 Unternehmen aus neun Kompetenzfeldern der Region befragt. Die Befragten verteilten sich jeweils hälftig auf beide Länder. Am stärksten vertreten waren Industrieunternehmen. Gut zwei Drittel der Befragten waren mittelständische Firmen.
Fast alle befragten Unternehmen beabsichtigen ihre Kooperationen fortzusetzen, auszubauen oder neue aufzunehmen; praktisch keines will Kooperationen aufgeben oder reduzieren.
Die Verflechtung zwischen Berlin und Brandenburg bei Absatz und Bezug ist im Volumen vergleichsweise gering. Die Firmen beider Länder setzen ihre Produkte überwiegend überregional ab. Gleichwohl haben rund 80 Prozent der Unternehmen Wirtschaftsbeziehungen (Absatz, Vorleistungen, Kooperation) in das jeweilige Nachbarland. 67 Prozent der Berliner Unternehmen haben Kunden in Brandenburg, 68 Prozent der Brandenburger Firmen Kunden in Berlin. Ähnlich ist das Bild bei dem Bezug von Vorleistungen: 47 Prozent der Berliner Unternehmen und 45 Prozent der Brandenburger Unternehmen beziehen Vorleistungen aus dem Nachbarland.
Wirtschaft erwartet Positives von der Länderfusion
Das DIW hat die Unternehmen auch zu ihren Erwartungen bei einer Länderfusion befragt. Mehr als 80 Prozent der Firmen erwarten im Falle einer Fusion eine Vereinheitlichung der Wirtschaftspolitik und Einsparungen in den Verwaltungen, zwei Drittel der Befragten messen diesen Effekten große Bedeutung bei. Mehr als die Hälfte erwartet Verbesserungen beim Auftreten nach außen und beim Durchsetzungsvermögen der Region. Dabei gab es in den Bewertungen kaum Unterschiede zwischen Berliner und Brandenburger Unternehmen.
Die gesamte Studie ist im Internet abrufbar unter: