Jahresrückblick 2008
von Frank Tetzel
Je älter man wird, desto schneller gehen die Jahre vorbei. Dabei ist Zeit ein Kontinuum. Sekunde bleibt Sekunde, Minute bleibt Minute. Mit der Zeit ist es wie mit den gefühlten Temperaturen, sie fühlt sich für jeden sehr individuell an, obwohl sie sich physikalisch genau bestimmen lässt.
"Das liegt an den Kindern", sagen meine Nachbarn wenn ich feststelle, dass schon wieder ein Jahr rum ist. "Wenn man Kinder hat, merkt man das Alter ganz besonders..." Oder liegt das an den Dauernachrichten, die auf einen Tag für Tag, hin und wieder im Minutentakt auf einen einprasseln?
Wer ist überhaupt noch in der Lage, diese Informationen zu bewerten und Wichtiges von Unwichtigem zu trennen? Wo jeden Tag eine neue Sau durchs Dorf gejagt wird und die Leute morgen das Geschwätz von gestern nicht mehr interessiert?
Erinnern Sie sich noch an das vergangene Jahr 2008?
An die Einführung der Umweltplakette im Januar und die Aufgeregtheiten darüber? An die knapp gescheiterte Tempelhofabstimmung? An Friedbert Pflüger, ja, der Mann hatte mal etwas bei der CDU zu sagen? Und dann war da auch noch das: Die Eisbären wurden deutscher Eishockeymeister und Alba gewann die deutschen Meisterschaften ebenso. Ein popeliger Zoo in Neumünster wollte uns unseren Knut streitig machen. Sein Pfleger Thomas Dörflein hat dieses Jahr leider nicht überlebt. Ein paar Augenblicke brachte uns das zum Innehalten. Wieso? Der Mann war doch noch so jung? Ja, in meinem Alter. Nachdenken, innehalten, weitermachen...
Erinnern Sie sich noch an den BVG Streik, die ausgerechnet zur ITB im März streiken musste? Und Schnee gab´s da auch noch....Der Tarifstreit im Öffentlichen Dienst schwelte monatelang und am Ende hat man sich doch geeinigt. Und dann gibt´s da noch die Gewalt gegen die Busfahrer, die uns auch im kommenden Jahr beschäftigen wird, genauso wie die Staus auf der Stadtautobahn, die schlechten Straßen, das wenige Geld... Übrigens: Im Osten der Stadt öffnete die erste Moschee, und die Erde dreht sich immer weiter.
Es gilt aber auch Danke zu sagen. Den Menschen, die einem wichtig sind und die auch dann da waren, wenn man´s nicht für möglich gehalten hat.
Zum Jahresrückblick gehört auch immer die persönliche Schau auf das Private, Geburtstage, Todestage, Krankheiten, Gesundwerden, persönliche Niederlagen, persönliche Erfolge und gelöste Probleme.
Ein jeder von uns kann davon ein Lied singen. Vergessen Sie die Arschlöcher, die Ihnen zugesetzt haben. Es lohnt sich nicht.
Vielleicht hat ja der eine oder andere von uns - trotz Finanzkrise und stärker werdendem Wind da draußen - sein kleines Stückchen privates, persönlches Glück gefunden. Bei der Arbeit, in der Familie oder in der Liebe. Dann halten Sie´s jetzt ganz fest. Diese Augenblicke im vergangenen Jahr sind es, die sich fest ins Herz schließen und für immer bleiben werden. Lass die anderen doch reden über das, was aus Tempelhof wird, aus dem Stadtschloss oder was auch immer.
Ich wünsche Ihnen ein zufriedenes, erfolgreiches und gesundes Jahr 2009
Ihr
Frank Tetzel
Chefredakteur berlin-magazin.info