Alt Moabit: Mein Kiez
von Marion Gerhardt
Moabit ist ein Kiez mit vielen Facetten. Ursprünglich ein reiner Arbeiterstadtteil, ist er rund um die Strom- und Turmstraße und Alt-Moabit bunter und spannender geworden. Das liegt unter anderem daran, dass nach dem Fall der Mauer Moabit nun einen direkten Zugang zum Bezirk Mitte und damit zum Regierungsviertel hat. Nicht zuletzt der neu eröffnete Hauptbahnhof wird dem Stadtteil einen neuen Schub geben.
Es war im Jahr 2005, als ich nach Alt-Moabit zog. Zuvor hatte ich in einem ziemlich beengten 1-Zimmer-Appartment im 1. Stock eines Friedrichshainer Hinterhofes gewohnt. Berliner Hinterhof – wenn Sie noch nie einen Blick in einen solchen haben werfen können, werden Sie sich dabei vielleicht nichts Schlimmes denken, oder gerade deshalb. Jedenfalls sei Ihnen gesagt, dass ein Leben in einem Berliner Hinterhof – zumindest bis zum Stock – ein Leben jenseits der Sonne ist, ganz gleich ob diese kraftvoll scheint oder nicht. Hätte es aber dennoch Sonnenstrahlen gegeben, die sich bemüßigt gefühlt hätten, bis hinunter ins 1. Stockwerk zu scheinen, wären sie in meinem speziellen Fall spätestens von der im Hof stehenden Kastanie davon abgehalten worden. Eines Tages war deshalb der Zeitpunkt gekommen, an dem ich diesen Zustand nicht länger ertragen konnte. Ich beschloss, mein Schattendasein zu beenden.
Wohnungssuche
Bei meiner anschließenden Wohnungssuche stieß ich auf eine verheißungsvolle Anzeige: Dachgeschosswohnung, nahe Spree und Tiergarten. Mit anderen Worten: Sonne, Wasser und viel Grün. Ich war gleich Feuer und Flamme und machte mich umverzüglich auf den Weg nach Bellevue. Dort angekommen, wusste ich sofort, dass dies der Ort war, an dem ich bleiben wollte.
Urlaubsstimmung im Kiez
Es war Frühling, das viele Grün leuchtete prächtig in der Sonne und auf der Spree gaben sich zahlreiche Ausflugsdampfer ein Stelldichein. Ich fühlte mich beschwingt, ob dieser idyllisch anmutenden Umgebung, die bei mir regelrechte Urlaubsstimmung aufkommen ließ. Und dieses Gefühl von damals habe ich auch heute noch, wenn ich aus dem Haus gehe. Ich fühle mich immer ein bisschen wie im Urlaub, auch wenn ich gerade zur Arbeit hetze.
Zentral gelegen
Natürlich gibt es in Berlin auch zahlreiche andere Ecken, die viel Grün und Wasser bieten. Doch was den Reiz von Alt-Moabit ausmacht, ist die Tatsache, dass es einerseits so idyllisch anmutet, andererseits aber so zentral liegt wie kein anderer Kiez. Man ist hier, eingeschlossen von Innenministerium, Schloss Bellevue und Kanzleramt, stets am Puls des politischen Geschehens. Außerdem liegt Alt-Moabit ziemlich genau zwischen Friedrichstraße und Ku'damm, den beiden großen Einkaufsboulevards, die von hier aus in etwa 30 Minuten zu Fuß oder in 5 Minuten mit der S-Bahn zu erreichen sind. Doch will ich nicht vergessen, den neuen Hauptbahnhof zu erwähnen, der uns Bewohnern von Alt-Moabit vor die Haustür gebaut wurde und unserem Kiez somit einen weiteren Standortvorteil verschafft.
Immer was los
Neben seiner zentralen Lage und der reizvollen Natur, bietet Alt-Moabit aber auch ein interessantes Kiezleben. Natürlich ist dieses in seiner Quirligkeit nicht mit dem in Friedrichshain zu vergleichen. Doch gerade von Frühling bis Herbst laden hier wunderbare Cafés und Biergärten zum Verweilen, Sonnen und Genießen ein. Dobei gibt es für jeden Geschmack die passenden Lokalitäten, ganz gleich, ob man es eher rustikal oder schick mag. Aber auch die hiesigen Restaurants sind nicht zu verachten und bieten ebenfalls für jeden Geschmack das Richtige. Wer nun aber denkt, mit ein paar Cafés, Biergärten und Restaurants sei das Potential von Alt-Moabit endgültig erschöpft, der sollte sich eines Besseren belehren lassen. Denn auch Kulturinteressierten bieten sich hier viele Möglichkeiten, auf ihre Kosten zu kommen – sei es bei Lesungen, Kleinkunst, Programmkino, Konzerten von Rock bis Jazz oder bei den regelmäßigen Veranstaltungen auf der Straße des 17. Juni, die unserem Kiez ja praktisch zu Füßen liegt.